Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Frau Stiftungspräsidentin
Sehr geehrter Herr Preiskommissionspräsident
Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Pfadibewegung
Meine Damen und Herren

Vor zwei Jahren hat die Pfadibewegung das Wallis erobert und das Goms zur Pfadi-Hauptstadt der Schweiz gemacht.

Mein Besuch bei diesem Bundeslager war ein tolles Erlebnis. Ich war beeindruckt von den Dimensionen.

Die Notfallstation war grösser als jene in Visp; viele ehemalige Pfadfinderinnen und Pfadfinder haben extra Ferien genommen, um den Kindern schöne Erlebnisse zu bereiten.

Die Stimmung war ausgezeichnet, und die Kinder sehr spontan: Sie haben mich kurzerhand zum Lagertanz aufgefordert.

Von meinem Besuch habe ich neben diesen Erinnerungen noch zwei weitere Dinge mit nach Hause genommen: zum einen dieses schöne Pfadi-Halstuch.

Es ist viel mehr als ein Stück Stoff; es steht für Zusammenhalt, Orientierung und die Kraft einer Gemeinschaft, die gemeinsame Werte lebt.

Zum anderen habe ich an diesem Tag einen eigenen Pfadi-Namen bekommen, nämlich «Racket».

Zuerst dachte ich, er sei eine Anspielung auf mein Hobby, das Tennisspielen. Doch dann erfuhr ich, dass «Racket» übersetzt auch «Radau», «Lärm » oder «Tumult» bedeutet.

Ich bin mir nicht sicher, was die Pfadfinderinnen und Pfadfinder mir damit sagen wollten…

Jedenfalls ist klar, dass in der Politik Radau, Lärm und Tumult nicht unbedingt zu den erwünschten Ausdrucksformen gehören.

Für eine erfüllte Kindheit und eine gesunde Entwicklung hingegen sind Lebhaftigkeit und Ausgelassenheit unverzichtbar.

Es ist darum wichtig und richtig, Zeit und Orte zu schaffen, wo Kinder die Natur mit allen Sinnen begreifen können.

Denn «Manche Dinge kann man nicht durch Nachdenken ergründen, man muss sie erfahren.» - dieses Zitat stammt von Michael Ende.

Sie kennen bestimmt sein Buch «Momo». Es handelt von einem Waisenmädchen, das eine besondere Gabe hat:

Momo kann aussergewöhnlich gut zuhören. Dadurch wird sie eine wichtige Figur in der Gemeinschaft.

Eines Tages tauchen die Grauen Herren auf. Sie bringen die Menschen dazu, Zeit zu «sparen».

Sie argumentieren, dass die Menschen ihre Zeit effizienter nutzen sollten, anstatt sie für scheinbar unwichtige Dinge wie Gespräche, Spiele oder Freundschaften zu verschwenden.

Die Menschen werden durch den Einfluss der Grauen Herren immer hektischer und isolierter. Freundschaften zerbrechen, Kreativität schwindet, und sie entfremden sich.

Die Botschaft dieser mehr als 50 Jahre alten Geschichte erscheint heute umso relevanter.

In Zeiten fortschreitender Digitalisierung und Individualisierung ist es von unschätzbarem Wert, wenn Kinder den Zusammenhalt einer Gemeinschaft erfahren und ihren Platz darin finden.

In der Pfadi wird Zeit nicht gemessen, sondern geteilt. Es geht nicht darum, schneller oder effizienter zu sein, sondern darum, Augenblicke miteinander zu erleben – am Lagerfeuer, bei gemeinsamen Abenteuern oder beim Lösen von Konflikten.

In der Pfadi können Kinder Kinder sein. Sie können frech sein, aber lernen gleichzeitig, wo die Grenzen sind, und was kleiner Blödsinn ist und was grosser.

In der Gemeinschaft entsteht auch Reibungsfläche, und es gibt schwierige Situationen.

Doch es ist ein Lehrstück für alle, wenn Konflikte in diesem unterstützenden Umfeld gelöst werden. Das fördert die Empathie und Offenheit für andere Meinungen.

Besonders in den Pfadilagern, wo Kinder und Jugendliche mehrere Tage gemeinsam verbringen, werden diese Erlebnisse intensiv und prägend spürbar.

Auch der Bundesrat erkennt die Bedeutung solcher Lager für die Entwicklung und Sozialisation von Kindern und Jugendlichen.

Daher hat er 2020 die Beiträge im Programm Jugend+Sport mehr als verdoppelt.

In der Pfadi übernehmen Kinder zudem früh Verantwortung – ganz nach dem Prinzip Kinder führen Kinder.

Dieser Ansatz stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern fördert auch die Eigeninitiative sowie die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und für andere einzustehen.

Diese Fähigkeiten tragen die Kinder später oft in andere Bereiche ihres Lebens hinein: Sie engagieren sich in der Politik, in Vereinen oder in anderen Gemeinschaften.

C’est une chance pour la communauté scoute, mais aussi pour notre société dans son ensemble !

Notre démocratie se nourrit de solidarité, de citoyennes et de citoyens qui vont à la rencontre les uns des autres, indépendamment de leur origine ou de leur parcours.

Le scoutisme est synonyme d’engagement, bien au-delà de ses propres rangs.

Sous la devise historique « Chaque jour une bonne action », les scouts s’engagent activement pour le bien-être des autres et pour l’environnement.

Ce n’est pas pour rien que le mouvement scout jouit d’une excellente réputation !

Meine Damen und Herren

«Zeit ist nicht nur eine Ressource, sondern das, was uns Menschen miteinander verbindet.» Auch dieses Zitat stammt von Michel Ende.

Die Pfadi ist eine Konstante in einer sich rasant verändernden Welt.

Die Werte der Pfadi – Respekt, Hilfsbereitschaft und Selbstständigkeit – sind nicht nur Leitsätze für eine Kindheit, sie sind Wegweiser fürs Leben.

Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder lehren uns, mit wachem Geist durch die Welt zu gehen, und dass wahre Stärke darin liegt, gemeinsam Grosses zu bewirken.

Ich danke allen, die sich in der Pfadibewegung engagieren ganz herzlich und gratuliere Ihnen zu dieser verdienten Auszeichnung!

«Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder lehren uns, mit wachem Geist durch die Welt zu gehen»